Geschichte

100 Jahre Kurhaus Bernburg

Am 8. November 1902 wurde das Bernburger Kurhaus mit einem Festakt feierlich eingeweiht. Mehreren Festreden, musikalisch umrahmt, folgte ein Festessen mit 230 Gedecken. Schon einige Monate früher, am 1. Juli 1902, konnte der Kurbetrieb aufgenommen werden.

Bernburg beschließt, Kurort zu werden

100 Jahre Kurhaus Bernburg

Diese Idee soll von Oberbürgermeister Felix Leinveber ausgegangen sein, der am 2. November 1897 in das Amt gewählt wurde. Schon kurz nach seiner Einführung soll er vorgeschlagen haben, Bernburg zu einem Kur - und Heilbad zu machen und damit die Entwicklung der Stadt zu fördern.
Otto von Bismark, der 1851 beinahe Staatsminister von Anhalt - Bernburg geworden wäre, war es im Ergebnis des deutsch - französischem Krieges von 1870/71 gelungen, ein einheitliches deutsches Reich zu gründen und den preußischen König Wilhelm den I. zum ersten deutschen Kaiser krönen zu lassen.

Ende der Kleinstaaterei

Das Ende der Kleinstaaterei und die beträchtlichen Reparationen, die das besiegte Frankreich bezahlen musste, förderten die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands.

Soda Produktion in Bernburg

Davon profitierte auch Bernburg. Hier waren es vor allem die belgischen Solvay-Werke, die in Bernburg die Soda Produktion und den Hauptsitz ihres deutschen Tochterkonzerns ansiedelten. Nach langwierigen Verhandlungen stellte der Magistrat den Annenwerder für die Ansiedlung des Konzerns zur Verfügung.

1893 zeigte sich die Firmenleitung erkenntlich. Als Gegenleistung für die Genehmigung zur Ansiedlung kaufte das Solvay Unternehmen das Krumbholz vom anhaltinischen Fiskus zurück und schenkte es der Stadt. 1617 hatte die Stadt, nach mehreren Überschwemmungen stark verschuldet, das Krumbholz an Fürst Christian den I. zu Anhalt Bernburg verkaufen müssen. Nun verfügte die Stadt wieder über diesen Teil der Saaleaue, der noch heute viele Gäste in die Stadt lockt und zum wichtigen Naherholungsgebiet geworden ist.

Bernburg wird Kur - und Badeort

Einige Jahre später, und zwar 1898, beschloss der Gemeinderat auf Vorschlag Leinvebers Bernburg zu einem Kur - und Badeort zu machen und dafür ein Kurhaus zu errichten. Die deutschen Solvay - Werke unterstützten das Vorhaben. Sie stellten für den Kurbetrieb Sole kostenlos bereit. Vom Schacht Plömnitz wurde Sole mit sehr hohem Gehalt geliefert. Sie wurde als stärkste Sole Deutschlands bezeichnet. Mit diesem Begriff wurde auf Postkarten und in Prospekten bis in die dreißiger Jahre kräftig geworben.

Für den Bau des Kurhauses bewilligte der Gemeinderat am 20. Juli 1899 die Gelder. Das Architektenbüro Börnstein & Kopp aus Berlin/Friedenau wurde mit dem Bau beauftragt. Im Spätsommer 1900 wurde der Bau des Kurhauses mit den Gründungsarbeiten begonnen. Mit der Fassade zum Kaiplatz entstand ein zweigliedriger Gebäudekomplex mit turmbekrönten Verbindungsbau.
Der Jugendstil bestimmte Bau - und Innenausstattung. Die Räume waren überreich mit Ornamenten, Wappen und Wandbildern ausgemalt, die das Kaiserhaus und die anhal-tischen Herzöge verehrten.
Der Jugendstil bestimmte Bau - und Innenausstattung. Die Räume waren überreich mit Ornamenten, Wappen und Wandbildern ausgemalt, die das Kaiserhaus und die anhaltischen Herzöge verehrten.

Untrennbar zum Kurhaus gehört die Leuchtfontäne. Sie wurde von Kommerzienrat Otto Lange, Mitinhaber der Papierfabrik Gebrüder Lange, gestiftet und im Frühjahr 1903 errichtet. Farbige Scheinwerfer sorgten für stän-dig wechselnde Farben in hochgeworfenem Wasser. Das war damals eine Sensation, die viele Bernburger in den Abendstunden vor das Kurhaus lockte.

Kurbetrieb bis 1920

Vom Beginn des Kurbetriebes im Juli 1902 wurde das "Städtische Sol- und Moorbad" als Betrieb der Stadt geführt. Neben verschiedenen Sol-, Kohlensäure-, Fichtennadel-, Dampf- und Moorbädern gab es noch Lichtbehandlungen, Bestrahlungen, Inhalation sowie verschiedene Massagen. In Bernburg gab es keine Moorerde. Daher wurde aus Bad Schmiedeberg Schwefel- und eisenhaltige Moorerde in großen Holzfässern nach Bernburg gebracht.Der neue Kurort Bernburg wurde schnell bekannt, auch über die Grenzen des deutschen Reiches hinaus. Kurgäste reisten zahlreich an.

Mit Beginn des ersten Weltkrieges wurde im Kurhaus ein Reservelazarett eingerichtet, der Kurbetrieb lief jedoch trotz abnehmender Zahl der Kurgäste weiter. Der Kurbetrieb erwies sich aber für die Stadt als Verlustgeschäft. Von 1903 bis 1919 waren Zuschüsse von nicht geringer Menge geleistet worden. Daher entschloss sich die Stadt schweren Herzens, das Kurhaus zu verkaufen.

Alte Preisliste vom Kurbad aus dem Jahre 1913...

Um Kurhauspächter Wilhelm Schirmer bildete sich eine Aktiengesellschaft, die das Kurhaus und die Grundstücke am Buschweg aufkaufte. Wegen der noch von der Stadt abgeschlossenen Verträge mit mehreren Krankenversicherungen erhoffte sich die Kurhaus AG zum Jahreswechsel 1920/21 gute Umsätze. So beschloss die Aktiengesellschaft verschiedene Gebäude, einschließlich des städtischen Brausebades, abzureißen und hierfür ein modernes Kurhotel mit 97 Betten zu errichten.
Inzwischen machte sich die Inflation bemerkbar. Die Kurhaus AG wollte dem mit verstärkter Werbung entgegentreten. So wurden Ansichtskarten vom Kurhaus mit Werbetexten gedruckt. Nach langen Verhandlungen genehmigte die Reichspost einen Poststempel mit dem Werbetext: "Soolbad Bernburg, stärkste Soole Deutschlands". Für den bis 1923 verwendeten Stempel musste die Kurhaus AG jährlich beträchtliche Summen zahlen.

Wegen der Inflation blieb der Kurhaus AG der wirtschaftliche Erfolg versagt, die Reichsbahn - Arbeiter - Pensionskasse in Berlin übernahm den größten Teil der Aktien. 1927 ließ die Reichsbahn die beiden Häuser Buschweg 1 und 3 abreißen und anschließend an das Kurhotel ein Kinderheim errichten. Am 1. Mai 1928 wurde das Haus mit 64 Kindern aus Magdeburg, Erfurt und Breslau eröffnet. Anstelle der Reichsbahn pachtete ab 1930 nunmehr der Bernburger Magistrat das Kurhaus von der Kurhaus AG und konnte so Hotel- und Gaststätten selbst wirt-schaftlich nutzen.
Mit Beginn des zweiten Weltkrieges änderte sich die Situation grundlegend. Alle Gebäude des Kurkomplexes wurden erneut zum Reservelazarett. Mit dem Ende des Krieges wurde daraus ein Hilfskrankenhaus, welches im Sommer 1946 aufgelöst wurde.
1947 wurde der Grundbesitz mit Befehl der sowjetischem Militär - Administration auf die Sozialversicherungsanstalt für die Provinz Sachsen - Anhalt übertragen. Diese richtete einen Sanatoriumsbetrieb ein. Von nun an waren Saal und Gaststätte des Kurhauses für Patienten des Sanatoriumsbetriebes zugänglich. Die SVA teilte am 1.4.1949 dem Steueramt Bernburg Folgendes mit: "Im Zuge der Durchführung des Befehls Nr. 44 haben wir alle Grundstücke in unserem Sanatoriumsbetrieb eingeschlossen. Im Zusammenhang mit dem Wunsch der Öffentlichkeit, das Kurhaus nutzen zu dürfen, ist damit berücksichtigt, dass Massenorganisationen und Betriebe die im ersten Stock gelegenen Räume zeitweilig benutzen dürfen". So war es für die Bernburger ein Verlust, den nun durch ein Pförtnerhäuschen abgesicherten Komplex nicht mehr betreten zu können. Der FDGB, der freie Deutsche Gewerkschaftsbund der DDR, Abteilung Feriendienst und Kuren, übernahm 1957 den Komplex. Inzwischen hatte sich die Produktion im Soda - und im Zementwerk stark entwickelt, die Verschmutzung der Luft und der Saale nahm dras-tisch zu. Der FDGB stellte den Kurbetrieb ein und überließ zum 1. Januar 1962 die Ge-bäude dem Rat des Bezirkes Halle, Abteilung Gesundheit und Sozialwesen. Die Rechts-trägerschaft über Kurhotel und Kinderheim erhielt dann das Bezirkskrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Bernburg. Seitdem wird das Haus als Kinderklinik genutzt.

Kurhaus wird zum Kreiskulturhaus

Der Kurhauskomplex mit Saal und Kurmittelhaus wechselte zum 1. Januar 1964 in die Rechtsträgerschaft des Kreises Bernburg, Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen. Nun wurde der Saalkomplex zum Kreiskulturhaus, die Gaststätte durch die HO ("Handelsor-ganisation", staatlicher Einzelhandelsbetrieb der DDR) mit wechselndem Erfolg betrie-ben.

Der große Saal stand nun für Sinfoniekonzerte, Partei- und Betriebsveranstaltungen, Tagungen, Kongresse, Tanzveran-staltungen und auch dem Bernburger Karnevalsclub zur Verfügung. Gelegentlich war er auch Ausweichspielstätte für das "Carl-Maria-von-Weber-Theater".
Im östlichen Teil des Hauses wurde ein Internat für Schwesternschülerinnen eingerichtet. Dieser Zustand wurde bis zur Wiedervereinigung 1990 beibehalten. Dann wurde das Internat nicht mehr benötigt und aufgelöst.

Die Bundesbahnversicherungsanstalt als Nachfolger der Reichsbahnversicherung stellte bei der Treuhandgesellschaft Antrag auf Rückführung aller Gebäude des Kurkomplexes. In zwei Verhandlungen 1995 und 1996 wurde jedoch zu Gunsten des Landkreises Bernburg entschieden. Die Argumente der Kreisverwaltung, die Gebäude weiter für kulturelle Zwecke zu nutzen, waren überzeugender als das rein finanzielle Interesse der Bundesbahnversicherung.
Der Landkreis gründete 1992 die kreiseigene Kultur- und Tagungszentrum GmbH. Diese betrieb das Haus als Kultureinrichtung und suchte nach neuen wirtschaft-lichen Konzepten. Zum 1. August 1997 bildeten Stadt- und Landkreis Bernburg aus dem Theaterverein und der Kultur- und Tagungszentrum GmbH die "Bernburger Theater- und Veranstaltungs GmbH", die nun Kurhaus, Theater und Metropol gemeinsam betreibt.
Der anfangs gefasste Plan, den gesamten Kurhauskomplex zu modernisieren und zu einem Kultur- und Tagungszentrum mit Hotel- und Gaststättenbetrieb umzugestalten, ließ sich nicht umsetzen. Der östliche Gebäudeteil wurde gründlich saniert und in ein Technologie- und Gründerzentrum umgestaltet. An den dort und im neuen sechs-eckigen nördlichen Anbau geschaffenen Räumen für junge Unternehmen besteht großes Interesse. Der Saal steht weiterhin für Konzerte, Theateraufführungen, Bälle, Kongresse, Tagungen und Betriebsveranstaltungen offen.
Im Jahre 2001 erhielt der Saal am Nordgiebel einen Anbau. Darin entstanden eine Hin-terbühne und größere Künstlergarderoben. Da auch ein geräumiger Aufzug eingebaut werden konnte, entfällt der bisher mühselige Transport von Instrumenten, Kulissen und ähnlichem über die Treppen zur Bühne. Das Haus ist nun besser und vielseitiger nutzbar.

Kultur-, Tagungs-, Technologie- und Gründerzentrum

Gebäude weiter für kulturelle Zwecke zu nutzen, waren überzeugender als das rein finanzielle Interesse der Bundesbahnversicherung. Der Landkreis gründete 1992 die kreiseigene Kultur- und Tagungszentrum GmbH. Diese betrieb das Haus als Kultureinrichtung und suchte nach neuen wirtschaft-lichen Konzepten. Zum 1. August 1997 bildeten Stadt- und Landkreis Bernburg aus dem Theaterverein und der Kultur- und Tagungszentrum GmbH die "Bernburger Theater- und Veranstaltungs gGmbH", die nun Kurhaus, Theater und Metropol gemeinsam betreibt. Der anfangs gefasste Plan, den gesamten Kurhauskomplex zu modernisieren und zu einem Kultur- und Tagungszentrum mit Hotel- und Gaststättenbetrieb umzugestalten, ließ sich nicht umsetzen. Der östliche Gebäudeteil wurde gründlich saniert und in ein Technologie- und Gründerzentrum umgestaltet. An den dort und im neuen sechs-eckigen nördlichen Anbau geschaffenen Räumen für junge Unternehmen besteht großes Interesse. Der Saal steht weiterhin für Konzerte, Theateraufführungen, Bälle, Kongresse, Tagungen und Betriebsveranstaltungen offen. Im Jahre 2001 erhielt der Saal am Nordgiebel einen Anbau. Darin entstanden eine Hin-terbühne und größere Künstlergarderoben. Da auch ein geräumiger Aufzug eingebaut werden konnte, entfällt der bisher mühselige Transport von Instrumenten, Kulissen und ähnlichem über die Treppen zur Bühne. Das Haus ist nun besser und vielseitiger nutzbar.